Seit bald 25 Jahren lebe ich in Deutschland. Wenn ich mich vorstelle, sage ich meistens im selben Atemzug, daß ich in Palma de Mallorca geboren wird. Dies verursacht das große Staunen meiner Gesprächspartner. Alle haben von Mallorca gehört oder sind da gewesen. So komme ich mit allen schnell ins Gespräch. Manche fragen mich nach Urlaubstips oder nach Empfehlungen von Hotels.
In Deutschland fühle ich mich wohl. Zum Beispiel jetzt, während der Europa Meisterschaft, bin ich hin und her gerissen, zumal Spanien ganz gut dabei ist. Spanisch ist in Deutschland eine beliebte Sprache und Spanier kommen in Deutschland gut an.
Zuletzt war ich auf Mallorca, als auch die Bundeskanzlerin nach Mallorca kam. Ein schöner Zufall. Ohne die Absicht zu haben, sie zu begegnen, ging ich mit meiner Mutter und meiner Schwester Richtung Cort und als wir ankamen, war sie gerade im Begriff mit Ministerpräsident Zapatero (den ich auch noch nie gesehen hatte) zu Fuß zum Almudaina-Palast zu gehen. Cort war voller Bundesbürger und kaum Spanier waren zu sehen. Als sie auf meine Höhe kam, war sie zu weit, um ihr die Hand zu geben. Schade! Dann kam in mir der Wunsch zu schreien: Willkommen auf Mallorca! Was ich stattdessen zu meiner Verwunderung auf Deutsch geschrien habe war: Willkommen in Deutschland! Ich denke kaum einer wird es gehört haben, aber es ist schon erstaunlich, was sich im Unterbewußtsein abspielt.
Die neueste Auseinandersetzung zum Thema Air Berlin und das Sprachempfinden auf Mallorca ist sehr bezeichnend. Herr Hunold hätte sich viel eleganter aus der Affäre ziehen können und mit einer passenden Reaktion zur Bitte der Regierung viele Pluspunkte in Mallorca sammeln können. Mit seinem Schreiben im Air Berlin Magazin hat er nicht Unrecht, aber es kommt darauf an, was man schreibt und wie man schreibt. Die Reaktion des Politikers Joán Puig Cordón mit der Bezeichnung "Air Goebbels" ist jenseits von Gut und Böse. Er hat alle Mallorquiner, besonders jene die in Deutschland leben, zum Affen gemacht. Es gibt eine Diktatur der Intoleranz, die es unmöglich macht miteinander in Dialog zu treten.
Die Leute aus Mallorca sind mit dem Thema der katalanischen Sprache etwas gespalten. Catalá und Mallorquí sind miteinander sprachlich verwandt aber nicht dasselbe und hier wird seitens der Regierung eine Sprache zum Standard gemacht, die einigen zumindest etwas fremd ist. Die Aussprache ist verschieden und manche Vokabel auch. Manche Gegenden in Spanien sind dabei einen Wettbewerbsvorteil zu verlieren, wenn sie die Spanische Sprache vernachlässigen, die nach dem Englisch, die wichtigste Sprache der Welt ist.
Die Deutschen sind eine Bereicherung für die Insel, nicht nur weil sie ein entscheidender Wirtschaftsfaktor darstellen, sondern weil sie ein feines Gespür für die lokale Kultur mitbringen, das Land und die Leute schätzen und unser gemeinsames Erbe pflegen. Es ist schon zum Teil schwer (sogar für die Spanier aus dem Inland) in die mallorquinische Kreise einzudringen, aber es ist nicht unmöglich. Ich kann mich daran erinnern, daß unsere Nachbarin der oberen Etage, Elke, aus Viersen stammte und wir kamen mit ihr prima zurecht. Gehen sie auf die Leute der Insel zu. Wir freuen uns, dass sie zu uns gekommen sind, so wie sich einige freuen, dass ich nach Deutschland gekommen bin.
En Alemán / Auf Deutsch
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Ein Mallorquín in Deutschland